Nach 15 Jahren des unermüdlichen Einsatzes für ein sicheres, freies und zugängliches Internet schließt die World Wide Web Foundation ihre Pforten. Gegründet von Tim Berners-Lee, dem Erfinder des World Wide Web, setzte sich die Stiftung seit ihrer Gründung im Jahr 2009 für die Idee eines offenen und integrativen Netzes ein. Nun, im Jahr 2024, endet dieses Kapitel, aber Berners-Lee selbst bleibt weiterhin aktiv und widmet sich insbesondere dem Kampf gegen Datenausbeutung.
Ein Jahrzehnt der Digitalisierung
Die letzten 15 Jahre waren von enormen Entwicklungen im digitalen Raum geprägt. Die World Wide Web Foundation hat in dieser Zeit viele wichtige Projekte und Kampagnen vorangetrieben, um das Internet weltweit sicherer und zugänglicher zu machen. Sie hat sich für digitale Grundrechte eingesetzt, Missstände im Netz wie Zensur, Ungleichheit und Datenausbeutung thematisiert und Lösungen vorgeschlagen.
Ein zentrales Anliegen der Stiftung war der „Contract for the Web“, der von Berners-Lee im Jahr 2019 initiiert wurde. Dieser Vertrag formulierte grundlegende Prinzipien, um die ursprüngliche Vision des World Wide Web zu bewahren und seine Nutzung für alle Menschen weltweit zu einem positiven und sicheren Erlebnis zu machen. Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen sollten sich an diesen Prinzipien orientieren und sich verpflichten, das Netz in einem verantwortungsvollen Sinne zu nutzen und zu gestalten.
Warum jetzt der Rückzug?
Die Schließung der World Wide Web Foundation wirft Fragen auf. Warum jetzt? Und was bedeutet das für die Zukunft des Internets? Berners-Lee hat sich noch nicht öffentlich im Detail zu den Gründen geäußert, aber es ist anzunehmen, dass der Fokus seiner Aktivitäten sich verändert hat. In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass die Herausforderungen im Netz zunehmend komplexer werden. Themen wie Datenschutz, Überwachung, Fake News und digitale Ungleichheit stellen massive Probleme dar, die mit den bisherigen Mitteln kaum zu bewältigen sind.
Die Schließung der Stiftung bedeutet jedoch keineswegs das Ende von Berners-Lees Engagement. Ganz im Gegenteil: Er macht weiter mobil gegen Datenausbeutung. Insbesondere der Missbrauch persönlicher Daten durch große Tech-Unternehmen und die daraus resultierende Einschränkung der Privatsphäre sind ihm seit langem ein Dorn im Auge. Berners-Lee hat mehrfach betont, dass das Internet ein Raum sein sollte, der die Menschen stärkt und nicht ausbeutet.
Ein Neuanfang im Kampf gegen Datenausbeutung
Berners-Lees Entschlossenheit zeigt sich in seinem Engagement für Projekte wie Solid, eine Open-Source-Initiative, die Menschen mehr Kontrolle über ihre persönlichen Daten im Internet geben soll. Die Idee hinter Solid ist es, Nutzern zu ermöglichen, ihre Daten in persönlichen „Pods“ zu speichern und selbst zu entscheiden, welche Informationen sie teilen und mit wem. Damit will Berners-Lee den gegenwärtigen Trend der Datensammlung durch große Plattformen durchbrechen und den Menschen die Hoheit über ihre Daten zurückgeben.
Die Abschaltung der World Wide Web Foundation kann daher auch als strategischer Schritt gesehen werden. Berners-Lee verschiebt seinen Fokus und seine Energie weg von der Förderung allgemeiner Prinzipien für ein offenes Internet hin zu konkreten technischen Lösungen, die es den Menschen ermöglichen, ihre digitale Selbstbestimmung zurückzuerlangen. Dieser Kampf gegen die Datenausbeutung ist heute relevanter denn je, da die digitale Welt immer weiter in unseren Alltag vordringt.
Was bleibt von der World Wide Web Foundation?
Die Erfolge der World Wide Web Foundation sind zahlreich und ihr Vermächtnis wird bleiben. In den letzten anderthalb Jahrzehnten hat sie eine Vielzahl von Initiativen und Forschungsprojekten ins Leben gerufen, die das Internet in vielerlei Hinsicht gerechter und zugänglicher gemacht haben. Sie hat dazu beigetragen, den globalen Diskurs über die Rolle des Internets zu beeinflussen und ein Bewusstsein für digitale Rechte und Freiheiten zu schaffen.
Ihr Engagement für einen „Contract for the Web“ bleibt eine Blaupause für alle, die das Internet als Gemeingut sehen und sich für dessen integrativen und sicheren Charakter einsetzen. Die Abschaltung der Stiftung ist somit kein Abgesang, sondern vielmehr ein Zeichen dafür, dass die digitale Welt ständig in Bewegung ist und dass es neue Wege braucht, um die Herausforderungen der heutigen Zeit anzugehen.
Fazit: Ein Ende und ein Neuanfang
Die Schließung der World Wide Web Foundation markiert das Ende eines wichtigen Kapitels im Kampf für ein offenes und sicheres Internet. Gleichzeitig ist sie aber auch der Auftakt für einen neuen Abschnitt in Tim Berners-Lees Mission. Seine fortwährende Arbeit gegen Datenausbeutung und für digitale Selbstbestimmung zeigt, dass der Erfinder des World Wide Web weiterhin entschlossen ist, das Internet zu einem besseren Ort für alle zu machen.
Es bleibt abzuwarten, welche neuen Projekte und Initiativen er in Zukunft anstoßen wird. Eines ist jedoch sicher: Der Einsatz für ein sicheres, freies und zugängliches Internet wird auch in den kommenden Jahren ein zentrales Thema bleiben – mit oder ohne die World Wide Web Foundation.